Beißhemmung bei Welpen: Knabbern erlaubt, Beißen tabu!

Ein haariges Problem: Warum Welpen beißen

Wenn du frischgebackener Welpenbesitzer bist, stehst du vor vielen neuen Herausforderungen und Abenteuern. Eine der ersten Lektionen, die du wahrscheinlich lernen wirst, ist die Begegnung mit den kleinen, spitzen Zähnchen deines Welpen. In seinen Augen sind diese Zähne das beste Spielzeug der Welt. Jedes Mal, wenn du versuchst, deinem Welpen Zuneigung zu zeigen oder mit ihm zu spielen, nutzt er die Gelegenheit, um zuzubeißen. Vielleicht hast du auch schon versucht, ihn sanft wegzuschubsen oder ihm zu sagen, dass er das nicht tun soll. Aber anstatt das Beißen zu unterlassen, scheint es, als würde das seinen Enthusiasmus nur noch mehr anfachen. Für deinen Welpen sind diese Bissversuche nicht aggressiv gemeint; er sieht es als eine Form des Spielens und Interagierens. Tatsächlich interpretiert er dein Wegschubsen oder Schimpfen möglicherweise als Teil dieses Spiels, was es umso wichtiger macht, effektive Strategien zur Beißhemmung zu erlernen und anzuwenden. Ein guter Ansatz kann helfen, diese Phase harmonischer und angenehmer für beide Seiten zu gestalten.

Die Anfänge der Beißhemmung

Die Fähigkeit zur Beißhemmung, also das kontrollierte und vorsichtige Beißen, ist bei Welpen nicht von Natur aus vorhanden. Stattdessen handelt es sich um eine Fähigkeit, die im Laufe der Zeit erworben und verfeinert werden muss. Während ihrer ersten Lebenswochen sind Welpen in der Regel von ihren Geschwistern und ihrer Mutter umgeben. In diesem familiären Umfeld beginnen sie, die Grundlagen des Sozialverhaltens zu erlernen. Durch das Spielen und Raufen mit ihren Geschwistern lernen Welpen, ihre Beißkraft zu regulieren. Ein zu kräftiger Biss wird oft von einem Quieken des gebissenen Welpen begleitet, was dem beißenden Welpen ein direktes Feedback gibt, dass er zu fest zugebissen hat.

Wenn Welpen jedoch in menschliche Haushalte kommen, ändert sich die Dynamik. Unsere Haut ist wesentlich empfindlicher als die robuste Haut ihrer Geschwister. Das bedeutet, dass ein Biss, der für einen anderen Welpen akzeptabel gewesen wäre, für uns schmerzhaft sein kann. Daher liegt es in unserer Verantwortung, dem Welpen beizubringen, wie er seine Beißkraft an unsere menschlichen Bedürfnisse anpassen kann. Es ist wichtig, die Erziehung und das Training zur Beißhemmung konsequent und mit viel Geduld und Verständnis durchzuführen, um eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Hund zu gewährleisten.

Zähne im Spiel: Erlaubt oder Tabu?

Einer der bedeutendsten Schritte, den du als Welpenbesitzer unmittelbar nach der Ankunft deines neuen Familienmitglieds unternehmen wirst, ist die Festlegung von Regeln und Grenzen. Eine dieser Regelentscheidungen dreht sich um das Beißen und die Verwendung von Zähnen während des Spielens. Dies mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, doch es hat langfristige Auswirkungen auf das Verhalten und die Interaktion deines Hundes mit Menschen.

Wenn in deinem Haushalt kleine Kinder leben, wird diese Entscheidung noch dringlicher. Kinderhaut ist empfindlicher und Kinder interpretieren das Verhalten eines Hundes oft anders als Erwachsene. Ein spielerisches Schnappen kann von einem Kind leicht als Aggression fehlinterpretiert werden und umgekehrt. Daher könnte es ratsam sein, dem Welpen frühzeitig beizubringen, dass das Verwenden seiner Zähne beim Spielen mit Menschen nicht erlaubt ist. Dies schützt nicht nur die Kinder, sondern hilft auch, Missverständnisse und potenzielle Unfälle zu verhindern.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass während dieses Trainingsprozesses stets positive Verstärkung und Geduld angewendet werden sollten. Unklare Strafen und überzogene Härte  können dem Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Welpen schaden und zu weiteren Verhaltensproblemen führen.

Übung macht den Meister

Eine wirkungsvolle Methode, deinem Welpen beizubringen, sanfter zu sein, ist die Verwendung von Leckerbissen wie Wurst oder Käse. Du kannst diese Übung beginnen, indem du ein kleines Stück Wurst oder Käse zwischen deinem Daumen und Zeigefinger festhältst. Präsentiere dies deinem Welpen in einer Art und Weise, dass er nicht sofort hineinbeißen kann, sondern dazu ermutigt wird, den Leckerbissen behutsam herauszulutschen.

Die Idee hinter dieser Übung ist, den Welpen zu lehren, dass er vorsichtig sein muss, wenn er den Leckerbissen erhalten möchte. Wenn er zu fest zubeißt, kannst du ein leises Quietschgeräusch machen – ähnlich dem Geräusch, das seine Geschwister machen würden, wenn er zu fest beißt. Das sollte ihm signalisieren, dass das Beißen unangenehm war. Nach dem Quietschen pausierst du das Spiel für einen kurzen Moment, damit er versteht, dass festes Beißen zu einem Spielabbruch führt.

Aus diesem Grund solltest du auf quietschendes Spielzeug für deinen Welpen verzichten – er soll ja lernen loszulassen, wenn etwas oder jemand quietscht. Er soll nicht lernen, noch doller zuzubeißen.

Diese Methode ist nicht nur effektiv, sondern lehrt den Welpen auch auf eine sanfte Weise. Es erfordert Geduld und Konsequenz, aber mit der Zeit wird dein Welpe lernen, seine Beißkraft besser zu kontrollieren und vorsichtiger zu sein.

Spielzeuge als Ablenkung

Das gemeinsame Spiel kann durch die Verwendung von Spielzeugen erleichtert werden, die als Beiß-Ersatz dienen. So kannst du deinem Welpen besser vermitteln, wann er seine Zähne einsetzen darf und wann nicht.

Spielunterbrechung als Erziehungsmaßnahme

Jeder Welpe hat eine eigene Persönlichkeit und was bei einem funktioniert, funktioniert möglicherweise nicht bei einem anderen. Eine Technik, die sich jedoch bei vielen Welpen als effektiv erwiesen hat, ist das kurze Unterbrechen des Spiels, wenn sie zu fest zubeißen. Während du mit deinem Welpen spielst und er unerwartet mit zu viel Kraft zubeißt, kannst du sofort aufhören zu spielen und dich für einige Sekunden von ihm abwenden. Dieses Verhalten sendet eine klare Botschaft: „Zu festes Zubeißen beendet das Spiel.“

Das kurze Unterbrechen des Spiels ermöglicht es, dem Welpen in einem für ihn verständlichen Kontext Grenzen zu setzen. Es ist wichtig, dass du konsequent bei dieser Methode bleibst und jedes Mal eine Pause machst, wenn er zu fest zubeißt. Über die Zeit wird er diese Verhaltenskorrektur erkennen und assoziieren, dass sanfteres Spiel zu längeren Spielzeiten führt. Ergänze diese Methode mit Lob und Belohnung, wenn er sanft spielt, um die positive Verstärkung zu nutzen und ihm zu helfen, die gewünschte Verhaltensweise schneller zu verstehen.

Körpersprache und klare Signale

Es ist verständlich, dass Menschen, insbesondere Erstbesitzer von Hunden, bei unerwünschtem Verhalten ihres Welpen frustriert oder überwältigt sein können. Jedoch ist es entscheidend zu verstehen, wie Hunde auf unsere Kommunikation reagieren. Während einige Menschen dazu neigen, in der Hitze des Augenblicks laut zu werden oder übermäßig emotional zu reagieren, kann dies oft kontraproduktiv sein und zu Verwirrung oder Angst beim Welpen führen.

Ein klarer, ruhiger und bestimmter Ton ist bei der Kommunikation mit deinem Hund viel effektiver. Ein simples und deutliches „Nein“ kann, wenn es korrekt angewendet wird, sehr wirkungsvoll sein. Dies, kombiniert mit einer entsprechenden Körpersprache, wie zum Beispiel ein fester Blick oder ein aufrechter Stand, sendet eine klare Botschaft an den Welpen.

Lautes Schimpfen und übermäßige Härte kann nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Welpen beschädigen, sondern auch zu unerwünschten Verhaltensweisen führen, die schwer zu korrigieren sind. Es ist immer besser, auf positive Verstärkung und geduldige, wohlwollende Konsequenz zu setzen, um ein gesundes und harmonisches Zusammenleben mit deinem vierbeinigen Freund zu gewährleisten.

Fazit:

Das Geheimnis einer guten Beißhemmung liegt in konsequenter Erziehung, klaren Signalen und einer Prise Geduld. Oder wie wir bei LernFelle sagen: „Erziehung ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und jeder Marathon beginnt mit dem ersten Schritt… oder dem ersten Leckerli!“

So, jetzt bist du dran, viel Erfolg beim Training! Und denk daran, das Leben ist zu kurz für schlechte Laune – aber lang genug für eine gute Erziehung! 🐾